Emotionen und Grundbedürfnisse

Emotionen und Grundbedürfnisse

Das Verhalten deines Kindes ist wesentlich geprägt von seinen körperlichen und psychischen Grundbedürfnissen. Ist dein Kind z.B. frech, aggressiv, quengelig, lustlos, so hat das stets eine tiefere Ursache. Jedes Verhalten und jede Emotion ist eine Art der Kommunikation. Eine Kommunikation unserer Bedürfnisse, Werte und damit auch Grenzen. Ein Missstand kommuniziert dir dein Kind ganz deutlich durch „schlechtes“ Verhalten und intensiven Emotionen wie Wut, Frust, Trauer oder Angst.

Beispiel: Ist dein Kind hungrig, müde, durstig, erschöpft, wird es total quengelig, gereizt gar bis zum Gefühlsausbruch. In diesem Moment braucht es keine Erziehung, um das scheinbar schlechte Verhalten zu stoppen, sondern Unterstützung der Emotionalen Not und die Behebung der Ursache.


Ein gestopptes Verhalten bedeutet nicht, dass die Ursache behoben ist!

Wie gehst du mit den Emotionen deines Kindes um?

Das Gehirn unterscheidet nicht in positive und negative Emotionen. Dieses Bewertungssystem haben wir Menschen erschaffen. Im Gehirn und in der Empfindung gibt es lediglich angenehme und unangenehme Gefühle. Gleichzeitig haben alle Gefühle und Emotionen ihre Daseinsberechtigung, da sie uns über den Stand unseres Wohlbefindens und über unsere Grundbedürfnisse informieren.

Freude bedeutet, dass etwas toll ist, mich gut fühlen lässt und genauso sein soll.

Wut bedeutet, dass etwas nicht gut ist und lässt mich unangenehm fühlen, damit ich die Situation verändere. Es bedeutet so soll etwas nicht sein.

Trauer bedeutet, dass etwas gut war und jetzt vorbei ist, dass ich es schade finde, dass etwas nicht mehr besteht und zeigt auf, dass ich es scheinbar nicht mehr ändern kann (anders als bei der Wut).

Angst bedeutet, dass ich etwas alleine nicht schaffen kann und Unterstützung benötige.

Alle Emotionen, die unsere Kinder äußern sind für sie Realität. Ganz unabhängig davon, wie

banal es für dich sein mag, du hast du die Verantwortung, diese Emotionen ernst zu nehmen und zu begleiten.

Gerät ein Kind in emotionale Not, so hat das einen Grund und ist kein schöner Zustand für das Kind. Es ist physisch oder psychisch überfordert. Früher wurden solche emotionalen Zustände wie ein Wutausbruch oder eine Gefühlssturm als ein schlechtes Verhalten angesehen, bestraft, ignoriert, manipuliert, unterdrückt. Heute wissen wir, dass solche Methoden zum einen nichts an der Ursache ändern, keine präventive Wirkung haben und zum anderen ein ungesundes Muster im Umgang mit den eigenen Emotionen schaffen. Ein ungesunder Umgang mit Emotionen kann zu psychischen Leiden, wie Depressionen oder auch psychosomatischen körperlichen Leiden führen. Das möchte sicherlich keiner für sein Kind.

Im Workshop habe ich dir erzählt, dass es aktuell einen Höchststand an Burn-Out und psychischen Erkrankungen gibt. Das in Verbindung mit dem Wissen, dass sich die Stabilität der Psyche hauptsächlich in der Kindheit bildet, lässt die Frage aufkommen, wie erfolgreich unsere bisherige Erziehungsgeschichte war.


Alle Gefühle sind gut, dürfen gelebt und begleitet werden.

Wie können Gefühle begleitet werden?

1. Gefühle erkennen – Äußert sich bei deinem Kind ein Gefühl, schau genau hin, beobachte. Achte auch darauf, was es mit dir macht

2. Gefühle annehmen – Deine Haltung ist entscheidend. Zeige deinem Kind, dass seine Gefühle ok sind und sein dürfen.

3. Gefühle spüren – Am besten kannst du dein Kind erreichen, indem du selbst kurz fühlen kannst, was in ihm vorgeht, indem du also Mitgefühl und Empathie empfindest.

4. Gefühle integrieren - Hast du dich eingefühlt, kannst du verbalisieren, was du spürst und wahrnimmst, kurz erläutern, was passiert ist und die Gefühle, die das Kind hat, benennen. Damit aktivierst du beim Kind im Gehirn die richtigen Areale, um die Emotion regulieren zu können. Gelingt das nicht, läuft alles, was du sagst ins Leere. Im emotionalen Zustand ist der kognitive Teil des Gehirns lahmgelegt.

In jedem von uns ist die Basis für Empathie angelegt. Diese kann jedoch nur dann entwickelt werden, wenn wir Empathie erleben, also erhalten. Auch das Regulieren von Emotionen können Kinder nur durch ihre Bezugspersonen lernen. Dazu brauchen sie stabile Vorbilder, die emotionale Regulierung vorleben und bieten können.

Hierbei spielt der eigene emotionale Stil eine Rolle. Wie hast du gelernt mit Emotionen

umzugehen? Kannst du Empathie empfinden und zeigen? Kannst du deine eigenen Emotionen regulieren?

Dieses wichtige Thema bearbeite und löse ich mit meinen Klienten innerhalb eines individuellen Coachings.

Möchtest du die Ursachen verstehen und mit deinem Kind in Beziehung treten, so empfehle ich dir weg von der Verhaltensorientierung hin zur Ursachenfokussierung, also Bedürfnisorientierung, zu gehen. Das heißt, dass du nicht nur das Verhalten deines Kindes betrachtest, sondern stets die dahinterliegenden Emotionen und Bedürfnisse im Auge hast.


Du als Elternteil bist verantwortlich für das Wahrnehmen und die Erfüllung der Grundbedürfnisse deines Kindes.

Kannst du das Verhalten den dahinterliegenden Bedürfnissen zuordnen, so kannst du deinem Kind gezielt helfen. Das geschieht, indem du die Bedürfnisse würdigst und Verständnis aufbringst. Damit übernimmst du die Verantwortung für das Wohlergehen des Kindes, zeigst Wertschätzung und trittst in Beziehung. Im zweiten Schritt kannst du schauen, wie du das Bedürfnis stillen kannst.

Welche Bedürfnisse sind zu betrachten?

Es gibt viele Bedürfnisse. Hier erläutere ich dir die wesentlichen Grundbedürfnisse. Doch vorab möchte ich die Unterscheidung zwischen Bedürfnis und Wunsch erwähnen. Der Wunsch kann z.B. Fernsehen sein, doch die dahinter liegende Ursache ist das Bedürfnis nach Ruhe oder Unterhaltung. Es gilt nicht jeden Wunsch zu erfüllen, aber jedes Bedürfnis zu würdigen.

Die körperlichen Grundbedürfnisse sind:

Atmen, Trinken, Essen, Schlaf/Ruhe, Wärme, Sicherheit, Körperliche Betätigung

Doch auch die psychischen Grundbedürfnisse sind essentiell.

Die psychologischen Grundbedürfnisse (n. Grawe) sind:

• Grundbedürfnis nach Bindung – Nähe, Liebe und Zuwendung

• Grundbedürfnis nach Autonomie und Sicherheit – Selbstbestimmung, Kontrolle über sich selbst, die zur eigenen Sicherheit führt

• Grundbedürfnis nach Selbstwerterhöhung und Anerkennung – Wahrgenommen werden, Aufmerksamkeit erhalten, bedingungslos angenommen werden

• Grundbedürfnis nach Lustgewinnung und Schmerzvermeidung – Die Lust nach Erfüllung eigener Bedürfnisse und Wünsche


Auf das Bindungsbedürfnis deines Kindes kannst du eingehen, indem du regelmäßig kuschelst, dich zum Kind auf den Boden setzt, gemeinsam spielst. Durch deine volle Präsenz und körperliche Zuwendung kann es sich liebevoll emotional auftanken. Vor allem im ersten Jahr ist das Bindungsbedürfnis groß und wichtig für eine gesunde mentale Entwicklung deines Kindes. Später treten zwar andere Bedürfnisse in den Vordergrund, es bleibt jedoch ein lebenslanges Grundbedürfnis.

Das Autonomiebedürfnis ist ab dem zweiten Lebensjahr, in der sogenannten Autonomiephase entscheidend. Es ist ein natürlicher Prozess der Abgrenzung. Autonomie bedeutet Selbständigkeit und auch Unabhängigkeit. Dein Kind möchte in einem gewissen Rahmen selbst entscheiden und seine Tätigkeiten selbst kontrollieren. Es gibt Kinder, die ein besonders ausgeprägtes Bedürfnis nach Autonomie haben, was von den Eltern viel Feingefühl und Kompromissfähigkeit abverlangt.


Tipp:

Viele alltägliche Konflikte entstehen aufgrund eines unerfüllten Autonomiebedürfnisses. Zum Beispiel das Anziehen, Zähneputzen, Windelausziehen wird verneint, weil dem Kind die Selbstbestimmung wichtiger ist als die Sache an sich. Innerhalb dieser Situation kannst du gezielt den Wunsch nach Selbstbestimmung ansprechen und dadurch mit deinem Kind in Beziehung gehen. So kannst du aus dem Kampf aussteigen und dein Kind hin und wieder selbst bestimmen lassen (Stillen des Autonomiebedürfnisses). Achte darauf, dass dein Kind seine Autonomie den Tag über regelmäßig in einem sicheren Rahmen ausleben kann. Das wird die brenzligen Situationen nachhaltig abmildern.

Das Grundbedürfnis nach Selbstwerterhöhung bedingt, dass wir alle so angenommen werden möchten, wie wir sind (Stichwort bedingungslose Liebe) und echte authentische Aufmerksamkeit unserer Bezugspersonen brauchen. Selbstwerterhöhung erfolgt auch durch dein Vertrauen in die Kompetenzen des Kindes. Früher hat man den Wunsch nach Aufmerksamkeit als etwas Schlechtes betitelt, heute weiß man, dass es ein Grundbedürfnis ist. Die Bildung eines guten Selbstwerts führt zu einem sicheren Selbstvertrauen das ganze Leben lang.

Und das Bedürfnis nach Lustgewinnung und Schmerzvermeidung ist selbsterklärend. Das Kind strebt danach, in einer Ja-Umgebung aufzuwachsen, schöne Erfahrungen zu machen und unangenehme Erfahrungen und Gefühle zu vermeiden.

Jeder Mensch hat die gleichen Grundbedürfnisse, sie variieren lediglich in ihrer Präsenz. Das

bedeutet, dass Bedürfnisse innerhalb des Tages variieren. Zudem hat jedes Kind (auch jeder Erwachsene) ein individuelles Bedürfnisprofil. Einige Kinder sind sehr autonom, andere benötigen insgesamt mehr Nähe und andere wiederrum mehr Aufmerksamkeit.

Aus diesem Grund ist das Vergleichen von Kindern, gar Geschwisterkindern, abwertend und nicht zielführend. Kannst du die individuellen Bedürfnisse des Kindes anerkennen, das Kind also so annehmen wie es ist, entstehen mehr Entspannung und Leichtigkeit im Alltag mit diesem Kind. Es fühlt sich gesehen und wahrgenommen.


Tipp:

Bedürfnisorientierung heißt nicht, nur die Bedürfnisse des Kindes in den Vordergrund zu stellen. Es gilt die Bedürfnisse der ganzen Familie zu sehen und so gut wie möglich zu erfüllen. Die Balance der Bedürfnisse aller Familienmitglieder ist entscheidend und gleichzeitig eine große familiäre Herausforderung.


Tipp:

Als Eltern haben wir die große Aufgabe, das Kind einerseits gut körperlich als auch geistig in Balance zu halten und andererseits guten mentalen Halt zu geben. Neben guten Beschäftigungsmöglichkeiten, sind deine Fähigkeiten wie Feingefühl, Verständnis und Geduld gefragt. Ferner sind die Ängste und andere aufkommende Gefühle deines Kindes ernst zu nehmen. Du kannst deinem Kind dabei helfen, seine Emotionen und Gedanken rauszulassen, indem du Emotionen nicht verbietest, sondern alles sein darf. Alles darf raus (selbstverständlich im geschützten Rahmen, ohne andere zu verletzen).

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