Lies die beiden folgenden Absätze durch und fühle in dich hinein, was die jeweiligen Worte mit dir machen
Das Kind muss da eben durch. Es wird sich schon daran gewöhnen.
Tränen gehören eben dazu. Ganz oft kann sich die Mama nicht lösen.
Sie müssen lernen loszulassen!
Die meisten Kinder brauchen keine Eingewöhnung, denen gefällt es hier so gut.
So viele andere Kinder und viel Spielzeug und tolle Angebote.
Nein, weinen tun wir jetzt aber nicht.
Schau, das können wir spielen, komm her.
Wenn sie jetzt nicht gehen, dann gewöhnt sich Ihr Kind daran.
Jetzt spielt sie grade so schön, gehen Sie einfach, das ist jetzt der richtige Moment, los!
Ja, heute hat er viel geweint und wollte viel auf den Arm, aber das ist ganz normal in den ersten Tagen, er wird sich schon daran gewöhnen.
Wir schauen auf das Kind und auf seine Bedürfnisse.
Es gestaltet den Prozess mit. Zeit ist ein wesentlicher Faktor.
Wir überstürzen nichts, denn wenn wir jetzt eine gute Basis kreieren, wirkt sich das auf die kommende Zeit positiv aus.
Die erste Verabschiedung findet statt, wenn das Kind dazu bereit ist.
Das heißt, die erste Verabschiedung findet erst statt, wenn es eine Beziehung zu uns aufgebaut hat und uns vertraut.
Das braucht Zeit. Das kann nicht innerhalb von ein paar Tagen gelingen, deshalb findet eine erste Verabschiedung frühestens in der 3. Woche statt.
Wenn Sie gehen, müssen Sie sich immer verabschieden.
Alles andere ist ein Vertrauensbruch und für den Prozess nicht förderlich.
Ja, auch wenn Ihr Kind sehr neugierig und aufgeschlossen ist, braucht es seine Zeit, eine Beziehung zu uns aufzubauen.
Wir bitten Sie, sich ausreichend Zeit für den Ankommensprozess zu nehmen.
In der Regel können Sie mit 6 Wochen rechnen.
Sie stillen? Ja prima. Das wird Ihrem Kind im Prozess der Eingewöhnung eine gute Stütze sein.
Es bedeutet, bindungs-, beziehungs- und bedürfnisorientiert, im eigenen Tempo und feinfühlig begleitet in der familienergänzenden Lebenswelt a n z u k o m m e n, anstelle von: sich an fremde Menschen, eine fremde Umgebung, viele unbekannte Kinder und neue Abläufe (ein) zu g e w ö h n e n.
Es ist Zeit, neue Wege zu gehen und sich vor allem von Eingewöhnungsmodellen, die mehr als 30 Jahre alt sind, zu verabschieden. Ja, richtig gelesen, das so weit verbreitete und bekannte und auch im Jahre 2020 an vielen Orten angewandte „Berliner Eingewöhnungsmodell“ ist fast in seiner Midlifecrisis angekommen.
Alles entwickelt sich weiter. Es wird geforscht, es wird studiert. Auch im Bereich der Eingewöhnung. Es ist nun mehr als an der Zeit, das was uns die Forschung die letzten Jahrzehnte über Bindung, über Beziehung, über Bedürfnisse und über Bildung gelehrt hat, in die Praxis umzusetzen.
Ich möchte dich liebe Mama, dich lieber Papa dazu ermutigen, ein Ankommen nach BO* in der Einrichtung, die ihr für euer Kind gewählt habt, selbstbewusst einzufordern. Oder bei der Suche nach einer geeigneten Einrichtung für euer Kind, explizit auch darauf zu achten, wie das Ankommen dort gestaltet wird.
Hake nach. Frage gezielt. W i e wird das Ankommen ganz genau gestaltet. W e r ist eure primäre Ansprechperson? W e l c h e n zeitlichen Rahmen sieht die Einrichtung dafür vor? W e l c h e Rolle spielst du als Bezugsperson dabei? Und lasse dich nicht als Elternteil, der nicht loslassen kann, abstempeln, sondern betone, wie wichtig dir der Aufbau einer tragfähigen und sicheren Beziehung, als Voraussetzung für Bildung, zwischen deinem Kind und der/dem BezugserzieherIn ist und das dich dein Kind dafür als sicheren Hafen braucht.
Lasst uns gemeinsam zu einem Wandel beim Ankommen beitragen. Na? Bist du dabei?
Warum soll ein Kind in eine außerfamiliäre Betreuungs- und Bildungseinrichtung gehen? Genau, um dort betreut und gebildet zu werden. Oder anders ausgedrückt: Um sich dort wohlzufühlen und in seinem Wachsen und Lernen liebevoll begleitet zu werden.
Beziehung steht vor Bildung und eine tragfähige Beziehung bzw. eine sichere Bindung sind die Voraussetzung fürs Lernen des Kindes.
Es ist ein bisschen wie Mathematik. Wie eine Formel: Fühlt sich ein Kind wohl und sicher, schaltet sich sein Bindungsverhalten aus und sein Explorationsverhalten ein. Das Kind ist entspannt und erkundet neugierig und wissbegierig die Welt und eignet sie sich an.
Fühlt ein Kind sich dagegen unwohl und unsicher. Hat es keine Person in seiner Nähe, der er vertraut, dann aktiviert sich das Bindungsverhalten des Kindes und das Explorationsverhalten geht in den Pausenmodus. Das Kind ist unentspannt und sucht nach Schutz und Nähe.
Es braucht also Beziehung, um sich zu bilden, um zu lernen und um Bildungsangebote freudvoll annehmen und davon profitieren zu können.
Deshalb ist der Verlauf des Ankommensprozesses in einer familienergänzenden Lebenswelt, also in Krippe, KiTa & Co ein sensibler und wichtiger Abschnitt im Leben eines Kindes und bedarf einer feinfühligen Begleitung nach BO*, also orientiert an der Bindung, an der Beziehung und an den Bedürfnissen des Kindes und aller am Prozess Beteiligten.
Welche Erfahrungen hast du beim Ankommen in einer Einrichtung gemacht? Oder wie stellst du dir den optimalen Start in einer familienergänzenden Lebenswelt vor?
Nun möchte ich dich, liebe Mama, lieber Papa, dazu inspirieren dir, im Zuge der Vorbereitungen auf den Krippen- oder KiTaStart deines Kindes, deine eigene Betreuungsgeschichte anzusehen. Blicke zurück in deiner Biografie und gehe zu dem Zeitpunkt, als du in eine familienergänzende Betreuungs- und Bildungseinrichtung gebracht wurdest.
Wie alt warst du damals? Wer hat dich begleitet? Gab es überhaupt so etwas wie eine Eingewöhnung? Sollten diese Gedanken dich traurig machen, habe den Mut, dieser Traurigkeit Raum zu geben. Und habe den Mut, dein inneres Kind von damals auf deinen Schoß, in deinen Arm zu nehmen und es zu trösten. Ihm zu sagen, dass du nun da bist und es nicht mehr alleine ist.
Unsere eigenen Betreuungs- und Trennungserfahrungen wirken bei den Ankommensprozessen unserer Kinder mit. Wie alte Geister aus der Vergangenheit begleiten sie uns unsichtbar und leise, wenn wir mit unserem Kind die Einrichtung betreten. Wenn wir uns unserer eigenen Erfahrungen bewusst werden, sie an die Oberfläche holen, den Geistern sozusagen liebevoll ins Gesicht sehen, darf es leichter werden und Heilung kann geschehen.
All das kann sich nachhaltig positiv auf den Verlauf des Ankommens deines Kindes in der Krippe oder der KiTa auswirken. Auch für die/den ErzieherIn kann es hilfreich sein, von deiner eigenen Geschichte zu erfahren. So erreichst du, dass sie/er besser verstehen und nachvollziehen kann, warum du oder auch dein Kind eventuell noch mehr Zeit benötigt, um in Ruhe dort ankommen zu können und Vertrauen aufzubauen.
Kinder nehmen alles mit ihren so feinen Antennen wahr. Vor allem die Gefühlswelten der wichtigsten Menschen um sie herum. Damit sie sich in ihrer Wahrnehmung bestätigt fühlen, mag ich dir gerne folgenden Impuls geben für eure Ankommensreise in eine familienergänzende Lebenswelt.
Sei deinem Kind gegenüber ehrlich. Kommuniziere authentisch, wenn es für dich gerade nicht so leicht ist und versuche gleichzeitig zuversichtlich mit ihm in die Zukunft zu blicken. Gib deinem Kind durch deine Sprache Orientierung über den Ist-Zustand und über die Zukunft. Das kann sich zum Beispiel so anhören:
„Es ist noch etwas neu für dich. Für mich auch. Wir kommen gerade in dieser neuen Situation an. Lange waren wir beide zusammen zu Hause. Jetzt beginnt eine neue Zeit. Ich bleibe so lange hier, bis du dich ganz wohl fühlst. Dein/e ErzieherIn ist für dich da und mag dich und mich kennenlernen. Du bist ein bisschen unsicher? Ich bin auch ein bisschen traurig, dass es sich nun verändert. Und gleichzeitig ist da Freude in mir. Ich freue mich darauf, wieder arbeiten zu gehen, denn ich mag gerne was ich arbeite. Und ich freue mich sehr mit dir, dass du mit anderen Kindern zusammenkommen kannst und es hier so einen tollen Garten gibt. Du bist so gerne draußen. Und weißt du, den Bewegungsraum mit der hohen Sprossenwand, den haben wir auch schon gesehen. Ich freue mich mit dir, weil ich weiß, wie gerne du hoch hinaufkletterst. Und weißt du was? Auch wenn wir uns in dieser Zeit nicht wirklich sehen können, weil ich dann zur Arbeit gehe und du hier bist und spielst, mit unseren Herzen können wir uns immer sehen, egal wo wir gerade sind. Dafür können wir uns ein kleines Herzchen auf die Hand malen wenn du magst. Wenn ich auf das Herzchen schaue, denke ich jedes Mal ganz fest an dich und sehe dich. Darauf freue ich mich!“
Ich mag dich ermutigen, dein Herz sprechen zu lassen, egal wie alt dein Kind ist. Denn Kinder verstehen die Herzenssprache von ihrem ersten Lebenstag an. Kannst du dir vorstellen, so einen Dialog mit deinem Kind zu führen?
Sich für diesen großen Schritt gut vorzubereiten, kann euch den Prozess erleichtern. Für gewöhnlich fehlt im Vorgespräch der Kita ausreichend Zeit um euch mental gut für diesen Schritt vorzubereiten und dir die Sicherheit für deine Rolle in der Eingewöhnung zu geben. Deswegen haben wir unseren Kurs für eine sanfte Eingewöhnung konzipiert.
Dort vermitteln wir dir Sicherheit und hilfreiches Wissen und all deine Gedanken, Gefühle, Ängste und Sorgen haben Platz.
In diesem Kurs erhältst du:
✔️10 fachlich fundierte Module einer Elementarpädagogin
✔️positive Affirmationen für deinen Handyhintergrund
✔️Check-Liste für den Eingewöhnungs-/ Kita-Start
✔️geschützter Raum für Austausch unter Gleichgesinnten
✔️Live Q&A für deine persönlichen Fragen am Sa, 24.07. um 10 Uhr
Mehr Informationen findest du HIER
Ich freue mich über deine Worte in den Kommentaren bei Instagram (@jaeltern.de), Facebook (jaeltern.de) oder direkt per Mail an kontakt@jaeltern.de
Ich wünsche euch von ganzem Herzen viel Liebe beim Ankommen nach BO*
in Krippe, KiTa & Co,
Franziska
(*bei der Definition von nach BO orientiere ich mich an Olivia Asiedu-Poku von @freefamily.rocks )
Dann ist die JAEL Community für dich genau richtig.
Was denkst du?